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06.08.2024 🎬 5
Was ist das mit mir und dem Improtheater?
Wie du inzwischen weißt, begeistert mich das Improvisationstheater.
Doch woher kommt diese Faszination? In diesem Blogartikel möchte ich dich mitnehmen auf meine persönliche Reise in die Welt des Improtheaters.
Es war einmal...
Meine Begeisterung für Improvisationstheater wurde bereits in meiner Kindheit geweckt. Mit neun Jahren besuchte ich zusammen mit meiner Familie eine Silvestertagung. Drei Tage voller unterschiedlicher Workshops mit vielfältigen Menschen, die in einer großen Feier am Silvesterabend gipfelten. Am ersten Tag trat eine Improvisationstheatergruppe auf, die auch einen Workshop anbieten sollte. Sie griffen Vorschläge aus dem Publikum auf und erschufen spontan Szenen und Geschichten. Diese Fähigkeit, aus dem Nichts Szenen zu kreieren und das Publikum in kürzester Zeit zum Lachen zu bringen, hat mich sofort gefesselt. Lustig, kurzweilig und kreativ – ich wollte unbedingt an diesem Workshop teilnehmen.
Doch es sollte nicht sein…
Denn man durfte erst ab zwölf Jahren mitmachen. So landete ich stattdessen in der Theatergruppe für Kinder, wo ich als rappender Zwerg auftrat und den Satz sprach: „Hallo, mein Name der ist Pim, und ich bin der absolute King – yea.“ Großes Kino? Vielleicht nicht! Doch angeblich fanden es die Eltern „entzückend, süß und ganz toll.“ Dieses Erlebnis ist mir bis heute in Erinnerung geblieben, und die Freude am Theaterspielen war geweckt.
Endlich ergab sich die Möglichkeit
Glücklicherweise gab es an meiner weiterführenden Schule eine Theater-AG, und wie es das Schicksal wollte, wurde dort eine Improvisationstheatergruppe gegründet. Das war der Beginn meiner Leidenschaft und ein willkommener Kontrast zur leistungsgestützten Schullandschaft. Jede Probe war wie ein Kurzurlaub: lustig, befreiend und unbeschwert. Hier zählte nicht das Auswendiglernen oder die perfekte Umsetzung, sondern der Moment und die Interaktion mit anderen.
Ein Raum der Freiheit
Ein Freund sagte einmal, dass ich Improtheater spiele, um mir zumindest irgendwo das Scheitern zu erlauben. Und er hat recht. Im Improvisationstheater sind meine hohen Ansprüche kaum relevant, denn es gibt kein festgelegtes Ziel oder eine „richtige“ Lösung. Es bietet mir die Möglichkeit, mich ständig weiterzuentwickeln, ohne einem Idealbild folgen zu müssen. Für mich ist es ein Ort der Leichtigkeit, Authentizität und Toleranz.
Das ist das mit mir und dem Improtheater
Es begann mit einem rappenden Zwerg, und seitdem begleitet und entwickelt mich das Improtheater. Inzwischen trete ich nicht nur regelmäßig auf, sondern gebe selbst Workshops und Trainings und entfache bei anderen die gleiche Begeisterung. Improtheater vereint für mich viele wunderbare Aspekte. Es schenkt Freiheit, im Moment zu sein und spontan zu reagieren, ohne den Druck, perfekt sein zu müssen. Diese Leidenschaft zeigt mir immer wieder, wie schön es ist, sich auf das Unbekannte einzulassen.
Improvisationstheater ist inzwischen mehr als nur ein Hobby für mich; es ist ein wesentlicher Teil meines Lebens geworden. Es erinnert mich daran, die Kontrolle abzugeben und einfach im Hier und Jetzt zu sein. Diese Kunstform ist ein wunderbares Abenteuer, das ich jeder Person ans Herz legen kann, die neugierig auf das Leben und die vielen Geschichten ist, die es bereithält. Wenn du noch nie Improtheater ausprobiert hast, kann ich dir nur raten, es einmal zu versuchen. Wer weiß, welche unerwarteten Seiten du an dir entdecken wirst?
09.07.2024 🎬 4
Fehler machen mit Stil – oder wie ich mit 33 das Fahrradfahren lernte
Wer möchte nicht entschlossen, humorvoll und schlagfertig sein – und natürlich fehlerfrei? In diesem Blogbeitrag geht es um das Thema Fehlerkultur und die Kunst des heiteren Scheiterns, wie es im Improvisationstheater heißt.
Die Kunst des Scheiterns
Eine Grundhaltung des Improvisationstheaters nennt sich „Fail Forward“, was bedeutet, dass das Scheitern Teil des Prozesses ist, denn mit dem Scheitern geht es weiter. Auf der Bühne ist es wichtig, Fehler zu akzeptieren und zuzulassen, da sie oft zu interessanten, schönen und unerwarteten Entwicklungen führen.
Vor einiger Zeit erlebte ich bei einer Aufführung, wie eine Improspielerin sprachlich ins Stolpern geriet: Sie spielte eine Therapeutin und wollte schlagfertig reagieren, als ihr Spielpartner, der Patient, sie nach einer Diagnose fragte. Doch ihr fiel merklich nichts ein, und so antwortete sie „phu, äh, ja, schwiiiiieeerig…“.
Anstatt sich zu ärgern oder verunsichert weiterzuspielen, baute sie diesen „Fehler“ in ihre Figur ein. Ab diesem Zeitpunkt verkörperte sie eine Therapeutin, die auf Fragen des Patienten immer zuallererst mit „phu, äh, ja, schwiiiieeerig...“ antwortete. So entstand eine Figur, die ihren Job zwar liebte, aber sehr schlecht in ihm war. Das machte sie zu einem liebenswerten, lustigen und spannenden Charakter.
Abseits der Bühne ist es nicht immer möglich, Fehler zu überspielen und zu verwandeln. Deshalb kommt es darauf an, was wir mit ihnen anstellen, wenn sie einfach und unkontrolliert passieren.
Eine, die auszog, um aus dem Scheitern zu lernen
Bis vor kurzem war ich der Meinung, ich könne gut freihändig Fahrrad fahren. Und so fuhr ich, freihändig und Podcast hörend, durch die Gegend. Als eine Stelle im Podcast mich langweilte, zückte ich mein Handy, um vorzuspulen. Ab dann war ich nicht mehr so lässig unterwegs wie bisher. Denn die Straße war uneben, mein Lenker neigte sich leicht nach rechts, und ich berührte im Fahren den Seitenspiegel eines parkenden Autos. Ich geriet ins Schwanken und fiel zu Boden. Mit dem Handy in der Hand, aufgeschürften Knöcheln und ein paar Kratzern lief der Podcast an der langweiligen Stelle weiter.
Was lerne ich daraus? Ich höre seitdem keine langweiligen Podcasts mehr beim freihändigen Fahrradfahren. ;)
Mir ist klar, dass diese Aktion vermeidbar gewesen wäre. Ich wollte zu viel gleichzeitig – und dennoch: Ich hatte Glück und bin seitdem achtsamer unterwegs. Zudem erinnert mich dieser Vorfall daran, nicht alles gleichzeitig ändern zu wollen, wenn mich etwas stört. Sondern hin und wieder an- und innezuhalten, bevor ich in Aktion trete. Manchmal helfen Fehler also auch, um die eigenen Grenzen auszuloten und sich selbst besser kennenzulernen: so gut kann ich wohl doch nicht freihändig fahren.
Fazit
Der Grundsatz „Fail Forward“ erinnert mich daran, Fehler als Chance für Wachstum und Entwicklung zu sehen, die Möglichkeit des Scheiterns anzuerkennen und mich nicht von der Angst davor einschränken zu lassen. Fehler sind nicht das Ende, sondern oft der Anfang von etwas Neuem und Unerwartetem. Indem wir sie akzeptieren und daraus lernen, können wir wachsen und uns weiterentwickeln. Und manchmal entstehen daraus die besten Geschichten – ob auf der Bühne oder im echten Leben.
04.06.2024 🎬 3
Präsenztraining mit der Band MEUTE
MEUTE: Eine Ode an Offenheit, Experimentierfreude und Teamwork
Für mich verkörpert MEUTE die Essenz aus Offenheit, Experimentierfreude, Reflexionsvermögen und Teamwork. In regelmäßigen Abständen tauche ich ein in die pulsierende Welt dieser einzigartigen Techno Marching Band aus Hamburg. Ihre Fusion aus hypnotisch treibendem Techno und mitreißender Blasmusik hat sie zu einem weltweit gefeierten Phänomen gemacht. Doch was ist das Erfolgsgeheimnis dieser außergewöhnlichen Formation?
Grenzen sprengen, Herzen erobern
Mit ihrer innovativen Herangehensweise, elektronische Klänge durch den Einsatz von Blasinstrumenten und Schlagzeug neu zu interpretieren, hat die Band eine musikalische Landschaft erschaffen, die einzigartig ist. MEUTE durchbricht die Grenzen zwischen Genres und erfasst energetisch die Herzen aller, die einmal bei einem ihrer mitreißenden Live-Auftritte waren.
Was mich persönlich fasziniert, ist die Fähigkeit, Musik zu schaffen, die jeden in ihren Bann zieht. Ihre Beats, ihre Stimmung - sie laden förmlich dazu ein, alles andere zu vergessen und einfach im Moment zu sein. Mitreißend, leidenschaftlich und talentiert verkörpern sie eine ganz eigene Energie, gepaart mit Mut und Originalität. Bei MEUTE-Konzerten wird gefeiert, die Welt bleibt draußen, während man in ihrem musikalischen Rausch versinkt. Ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.
Die Kraft der Improvisation - Einblick in MEUTEs Präsenztraining
Für mich liegt das Geheimnis ihrer mitreißenden Auftritte in ihrer Offenheit für Neues, ihrem Spaß am Experimentieren und ihrem stets kritischen und auch wohlwollenden Blick auf sich als Band. Als eine ehemalige Kommilitonin 2016 ein Praktikum im Bandmanagement machte, schlug sie vor mit mir und der Band, einen praktischen Workshop zum Thema Bühnenpräsenz und Improvisation durchzuführen – alle waren sofort dabei. Dies drückte bereits die erste Regel der Improvisation aus: „Yes, and..“ – Angebote erkennen und annehmen.
In diesem ersten Workshop lernte die Band die Grundlagen der Improvisation kennen und probierte sie mit vollem Elan aus. Wir begannen mit Übungen zur Wahrnehmung von sich selbst und anderen, zum Annehmen von Angeboten und zum aufeinander Eingehen. Schnell zeigte sich der ausgeprägte Sinn für Humor, die große Lust am Ausprobieren und die Gelassenheit und Zuversicht beim Einlassen untereinander und gegenüber neuen Impulsen.
Experimente und Reflexion - Wie MEUTE durch ständige Weiterentwicklung überzeugt
Der Inhalt der zweiten Tageshälfte waren kleine improvisierte Auftritte, die die Musiker:innen mit einer Minute Vorbereitungszeit in kleinen Gruppen musikalisch spontan umsetzten – vom Darstellen von Engelsflügeln bis zum Interpretieren von Bildern und Musikstilen. Gerüstet mit ihrem musikalischen Können und den vorangegangenen Übungen des Tages entstanden beeindruckende, skurrile, lustige und wundervolle Kurzauftritte.
Die anschließende Reflexion half der Band, ihren gemeinsamen Geschmack zu definieren bzw. zu unterstreichen und zu entscheiden, welche Elemente und Haltungen sie in Zukunft mit auf die Bühne nehmen wollten und welche auf keinen Fall. Seit diesem ersten Workshop treffen wir uns regelmäßig, um diese Impulse zu festigen und neue Ideen zu entwickeln.
Die Bedeutung von Teamgeist und Kreativität
Es ist immer ein großes Vergnügen mit diesen so leidenschaftlichen Musiker:innen zu arbeiten, die miteinander und aneinander wachsen wollen und sich einlassen auf all meine Experimente und Ideen.
Die Bandmitglieder berichten begeistert von ihren Erfahrungen: „Ich nehme mit, ‚Let your partner shine‘ – egal ob auf der Bühne oder im Alltag. Besonders war die tolle Kombination aus lockerer Atmosphäre und proaktiver Teilnahme aller Beteiligten.“
„Schon mit kleinen Beiträgen können kreative Momente entstehen. Besonders war, jetzt auch zum wiederholten Male, die ungezwungene und fröhliche Atmosphäre.“
„Dieser Workshop ist für alle zu empfehlen, die auf der Bühne stehen oder in Gruppen arbeiten. Er lehrt nicht nur Improvisationstechniken, sondern stärkt auch den Teamgeist und fördert die Kreativität.“
Von MEUTE lernen: Einblick in meine Erfahrungen und Erkenntnisse
Neben der intensiven Arbeit mit der Band habe ich persönlich eine Menge gelernt und wertvolle Erkenntnisse gewonnen. Was ich besonders an den Workshops mit MEUTE schätze, ist die Atmosphäre der Offenheit und des gegenseitigen Respekts. Jeder ist eingeladen, seine Ideen einzubringen und kreativ zu experimentieren, ohne Angst vor Kritik oder Ablehnung. Diese offene und unterstützende Umgebung hat mir geholfen, meine eigenen kreativen Grenzen zu erweitern und neue Wege zu entdecken.
Darüber hinaus habe ich von MEUTE gelernt, wie wichtig es ist, den Moment zu genießen und sich voll und ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Ihre mitreißende Energie und Leidenschaft für die Musik sind ansteckend und inspirierend, und ich bin dankbar dafür, dass ich Teil dieses kreativen Prozesses sein darf.
14.05.2024 🎬 2
Präsent und Selbstsicher:
Tipps für souveränes Auftreten
Jetzt Butter bei die Fische: Wie wird man präsent?
Hier sind konkrete Schritte, um im Schnelldurchlauf das eigene Auftreten zu stärken:
1. Körper
Steh fest auf beiden Beinen, atme tief ein und aus, spüre den Kontakt zwischen Füßen und Boden und lächle. Eine aufrechte Körperhaltung verleiht Kraft, Sicherheit, Klarheit und Standfestigkeit von innen und außen. Finde eine mentale Vorstellung, die dich aufrichtet und fokussiert. Zum Beispiel:
- Stell dir vor, ein unsichtbarer Faden zieht dich in der Mitte des Kopfes in die Höhe.
Oder
- dir wachsen aus dem Rücken, an der Stelle der Schulterblätter, zwei riesige Engelsflügel.
- Ein schönes Bild, von meinem Chorleiter im Kinderchor, um uns aufgeregten Kindern einen stabilen Stand beizubringen, war: Denkt daran, wie ihr zwei volle, schwere Wassereimer in euren Händen haltet.
2. Stimme
Einfluss auf die Stimme haben neben deiner Körperhaltung, die Atmung, die Zunge, der Kiefer, das Zwerchfell und die Stimmung. Deshalb ist es hilfreich diese Komponenten zu lockern, zu erwärmen und in eine positive Grundhaltung zu kommen. Zum Beispiel so:
- Abklopfen und ausschütteln des Körpers.
- Taste mit deiner Zunge alle deine Zähne einzeln ab, von außen und innen.
- Massiere deinen Kiefer, dabei kannst du vor dich hin summen und einen imaginären Kaugummi kauen.
- Und dann: Atmen! Tief ein, tief aus. Unterstützend kannst du deine Hand auf den Bauch legen.
- Dann schließ die Augen und denke an deine Lieblingsleckerei und sage laut „mmmmhmmmm“, in meinem Fall: „Tiiiraamisuuuuu“.
- Oder du stellst dir vor, mit einer Person zu telefonieren, die sehr viel berichtet und du nur zu einem „mhm, aha, ja, ja, ahja, ok, mmh, aah, ooh“ kommst.
- Diese Stimme, die in der Brust resoniert und die Lippen vibrieren lässt, ist deine Sprechstimme. In der Regel ist sie etwas tiefer und vibrierender als die gewohnte Stimmlage. Wenn du diese verwendest, überlastest du deine Stimmbänder nicht und es ist angenehm dir zu zuhören.
3. Und jetzt?
Probiere diese Techniken aus und sieh, was passiert. Sobald du dich sicher fühlst, tritt auf, sprich an, halte Blickkontakt und sei präsent.
Ich bin gespannt darauf, deine Erfahrungen zu hören. Teile gerne mit, wie sich diese Übungen auf deine Ausstrahlung und Stimmung auswirken und wie du sie in verschiedenen Situationen anwendest.
16.04.2024 🎬 1
Präsent und charmant:
Die Kunst der Ausstrahlung
„Eine Portion Ausstrahlung, Selbstbewusstsein, Charme, Souveränität und Schlagfertigkeit bitte.“
In meinem ersten Blogbeitrag geht es um diese Themen, die ich unter dem Begriff Präsenz zusammenfasse. Präsent sein, bedeutet für mich wach, interessiert, sicher und offen sein - mit einer feinen Prise „sich selbst nicht so ernst nehmen“.
Vor anderen sprechen, einen Vortrag halten, in eine neue Situation kommen oder die eigene Position vertreten, sind Herausforderungen, die nicht jeder und jedem leichtfallen. Auch mir nicht und doch gab es in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn Situationen, in denen mir im Nachhinein gespiegelt wurde, „sicher und in mir ruhend“ gewirkt zu haben. Dabei handelte es sich um Momente, in denen mein Kopf nicht gegrübelt und hinterfragt hat, ob das gerade gut genug, richtig oder klug ist. Hier war meine kleine, hyperaktive, innere Kritikerin verstummt und hatte aufgehört zu plappern. Ich hatte keine weiteren Gedanken, sondern war ganz im Moment, wach und offen. Wie kann ich, nicht nur „aus Versehen“, sondern bewusst und mit voller Absicht präsent sein? Das ist trainierbar:
1. Hot stuff
Meine erste Assoziation zum Thema „wie wirke ich bewusst sicher, wach und offen“ ist eine Erinnerung an mein Theaterwissenschaftsstudium: an den „heißen“ und den „kalten“ Schauspieler (ja, es waren nur Männers). Im 18. Jahrhundert war der „kalte Schauspieler“ im Trend. Kalt bedeutet in diesem Fall, dass er die Gefühle der darzustellenden Figur ausschließlich spielte, anstatt sie zu fühlen. Er tat so, als wäre er traurig, wütend oder freudig, war es in Wirklichkeit jedoch nicht. Das Gegenmodell ist der „heiße Schauspieler“. Dieser versetzte sich so sehr in eine Figur hinein, dass er die Gefühle der Figuren selbst fühlte.
Es wurde diskutiert, welcher der bessere Schauspieler ist. Dann kam Lessing, der die physisch-psychische-Wechselwirkung beschrieb und in etwa sagte: „Wenn du lange genug ein Gefühl spielst, entsteht es auch wirklich.“ Damit beendete er den Streit und schenkte uns eine Anregung zum Ausprobieren.
Was passiert, wenn ich lange genug sicher, präsent und durchsetzungsstark spiele?
2. Schritte zu einer charismatischen Ausstrahlung
Für mich geht es bei Präsenz um das „Hier und Jetzt“, um den Moment. Und das ist es auch schon: einfach im Moment sein und gut wirken. Kleiner Spaß, einfach ist das natürlich nicht und doch kann es geübt werden. Präsenz verleiht Personen eine schwer beschreibbare, coole Energie. Besonders aufgefallen ist mir das zuletzt bei einem Impro-Workshop mit Wissenschaftlerinnen. Immer dann, wenn die Frauen von ihrem Forschungsthema sprachen oder ein Thema im Workshop ganz genau verstehen wollten, flammte diese Energie in Form von Präsenz auf. Ich spürte die Begeisterung für das Fachgebiet und ihre Lust, etwas dazuzulernen.
Um Präsenz zu lernen, braucht es Mut zum Imperfekten und Freude am Ausprobieren. In diesem Workshop haben wir genau damit gespielt und die Frauen haben erfahren, wie es ist, unvorbereitet vor einer Gruppe aufzutreten und dabei eine gute Wirkung zu haben. Im Nachhinein gab mir eine Teilnehmerin das pathetische Feedback: „du hast mein Leben verändert“, denn ihre Vorlesungen halte sie jetzt bewusster und sie hätte das Verständnis entwickelt, dass diese beginnen, sobald sie den Hörsaal betritt. Damit ist ein wichtiger Schritt getan: allein durch die Reflektion der eigenen Wirkung, ist ein Bewusstsein gewonnen und das Ausprobieren kann auf dem nächsten Level weitergehen.
3. Eine Frage der Haltung
In der Welt des Improvisationstheaters spielen drei Grundhaltungen eine entscheidende Rolle: „Yes, and...“, „Let your partner shine“ und „Fail Forward“. Diese können helfen Präsenz zu üben und die eigene Ausstrahlung zu stärken. Improvisationstheater ist eine Theaterform, in der Szenen und Geschichten, unmittelbar in dem Moment, in dem sie aufgeführt werden, entstehen. Aus dem Stehgreif werden Szenen erfunden und gespielt, eine nicht replizierbare Szene nur für den Moment entsteht.
Für mich sind diese drei Grundhaltungen zentral:
- „Yes, and…“, meint Spielangebote annehmen und weiterentwickeln, anstatt sie mit einem „Ja, aber…“ abzublocken. Dafür ist es wichtig, den anderen Spielenden zuzuhören und genau zu beobachten, sodass die Spielangebote erkannt und dann ergänzt werden können.
- Die zweite Haltung ist: „Let your partner shine“. Es geht beim Improtheater nicht um mich, sondern um meine:n Partner:in und darum, diese:n strahlen zu lassen. Ich entwickle die Angebote meiner Partner:innen weiter, damit diese:r gut aussieht und die Szene nicht hakt.
- ...dennoch gibt es Szenen, bei denen das nicht funktioniert und dann greift Haltung Nummer drei: „Fail Forward“. Scheitern gehört zum Impro dazu und dabei entsteht, oft sogar, etwas, was die Situation voranbringt.
Grundsätzlich gilt für mich zudem: hab Spaß und folge dem, was Freude macht und spannend ist. Der Fokus und damit das Bewusstsein ist dort, wo die Aufmerksamkeit ist und wenn diese wiederum beim Spaß ist, ist doch alles chic.
Diese Grundhaltungen sind für mich eine Anleitung und Ermutigung mit Freude auszuprobieren, Neues zu Entdecken und sich so die Portion Ausstrahlung, Selbstbewusstsein, Charme, Souveränität und Schlagfertigkeit zu gönnen.
Präsenz to go:
- Ausprobieren! Spiel doch mal bewusst präsent, vielleicht bist du es dann, frei nach Lessing, auch wirklich.
- Das Bewusstsein über die eigene Wirkung kann die eigene Präsenz verbessern.
- Die Grundhaltungen des Improvisationstheaters sind nicht nur für die Bühne relevant, sondern können auch im Alltag angewendet werden.
Wie so vieles ist Präsenz Übungssache. Niemand ist plötzlich präsent und scheitert heiter. Deshalb möchte ich jede:n ermutigen, sich „einfach“ mal auszuprobieren, mal einen anderen Fokus zu wählen, oder mit der Option des Scheiterns in ein Gespräch zu gehen, vielleicht ja sogar mit dem Ziel.
Und damit veröffentliche ich jetzt einfach meinen ersten Blogbeitrag. Gib mir gerne als Nachricht oder via LinkedIN eine Rückmeldung, welche Gedanken dir beim Lesen kamen, wie du zu Präsenz stehst oder wann du mal etwas Imperfektes gemacht hast.